Unsere Vogel-Exkursionen


Vogelführung am Ruppersdorfer See (12.11.2023)

Das Wetter war nicht gerade heimelig, als wir uns unter Leitung von Benno Moreth und Torsten Bath am Sonntagmorgen um 10.00 Uhr auf Beobachtungsposten am Ruppersdorfer See begaben. Leichter Nieselregen und Dunst über dem See trübte die Sicht und erschwerte das Fotografieren.

Am Eingang des 23 ha großen Naturschutzgebietes wird auf die Besonderheiten des Gebietes hingewiesen: Der See war weitgehend verlandet, bevor die Gemeinde Ratekau in den 80er Jahren die umliegenden Wiesen kaufte, 1999 das Naturschutzgebiet einrichtete und das Wasser aufstaute, so dass der Wasserspiegel des Sees wieder stieg. Das Schild „Archäologisches Denkmal“ weist auf eine weitere Besonderheit hin: Im See liegt eine Insel mit einem Hügel, der Rest einer mittelalterlichen Turmhügelburg, einer sogenannten „Motte“. Zur Zeit der Besiedlung der Burg im 12. und 13. Jahrhundert war der sie umgebende See auch schon weitgehend vermoort.

Die 20köpfige Gruppe wurde geteilt und Torsten Bath lenkte seine Gruppe zur Aussichtsplattform, die nur begrenzt Platz bietet. Wir blieben bei Benno Moreth, der mit dem Spektiv die Wasserfläche absuchte, die zu dieser Stunde nur mäßig von Wasservögeln besucht war.

Mit dem bloßen Auge war der Graureiher am Rand der Insel zu erkennen. Vier Silberreiher standen am gegenüberliegenden Ufer; ihr eleganter Flug veranlasste eine Teilnehmerin später zu Begeisterungsrufen.

Auf der Insel ließ sich ein Turmfalke auf einem Baum nieder und man wusste nicht, wer nun wen fast eine halbe Stunde lang beäugte. Dort schwirrte auch immer wieder ein Schwarm Grünfinken herum; die Vögel taten sich an den Hagebutten einer Wildrose gütlich und waren auch später von der Aussichtsplattform aus im Schilf zu beobachten.

Allmählich wurde es heller und schließlich konnten wir doch eine ganze Reihe von Enten auf dem See ausmachen: Stock- und Schnatterenten, Tafel- und Krickenten, Löffel- und Schellenten, Reiher- und Pfeifenten. Eine Spießente stach mit ihrem eleganten Hals heraus. Am gegenüberliegenden Ufer grasten Graugänse, dazwischen im Schilf etwas versteckt eine Wasserralle. Plötzlich flogen zwei Nilgänse und eine Brandgans über die Wasserfläche und ließen sich als kleine Gruppe in größerer Entfernung auf der Wasserfläche nieder. Ein Zwergtaucher war schnell wieder verschwunden, ebenso ein Gänsesäger.

Von der Aussichtsplattform aus entdeckte eine junge Frau in der Schar der Grünfinken einen Bergfinken und lieferte mit einem Foto den Beweis. Sie gehörte zu einer Gruppe von fünf jungen Leuten, die durch das Strategiespiel „Flügelschlag“ Vogelarten kennengelernt hatten und die sich jetzt zu gemeinsamen Ausflügen verabreden, um die Vögel in Natura zu beobachten. Sie überlegen, sich gemeinsam ein Spektiv anzuschaffen, und bekamen von Benno Moreth Tipps.

Über uns hinweg flog ein Schwarm mit 300 Ringeltauben, später auch eine kleine Gruppe von Kranichen sowie ein Schwarm Saat- und Blässgänse; im Gebüsch tummelten sich Stieglitz, Buchfink, Rotkehlchen und Heckenbraunelle.

Vom kalten Wind auf der Plattform etwas durchgefroren, machten wir uns zufrieden auf den Heimweg. Die Bilanz fiel sehr positiv aus: 32 Vogelarten gesichtet!

 

Fotos und Text: Sabine Jebens-Ibs


Vogelführung durch das Krummesser Moor

Bei strahlendem Pfingstwetter führte Tim Herfurth am 28.5.2023 ab 18.00 Uhr durch das Krummesser Moor, mit der Aussicht, in der Abenddämmerung den krächzenden Ruf des sehr heimlich lebenden Wachtelkönigs zu hören. Die Gruppe der ornithologisch Interessierten war sehr groß: 54 Personen, darunter einige Kinder, machten sich auf den Weg und wurden schnell belohnt. 

Am Feldweg ins Moor lieferten sich ein Gelbspötter und ein Star, die sich jeweils auf einer Seite des Redders platziert hatten, ein Gesangsduell, in dem sie sich gegenseitig imitierten. Sehr häufig sahen wir Schwarzkehlchen auf den Zaunpfählen sitzen, der Wiesenpieper war sogar recht nah zu beobachten. Auf einem Grasweg stolzierte stolz ein Fasanenhahn und auch Rohrammer und Neuntöter ließen sich sehen.  Der raue Ruf der Fasanen, der Gesang der Feldlerchen und der Ruf des Kuckucks – zwei sahen wir auch im Flug - begleiteten die gesamte Führung. 

Von den Greifvögeln kamen ein Rotmilan, ein Sperber und ein Turmfalke vors Fernglas. Sehr eindrucksvoll war der Flug einer Rohrweihe, die auf der Suche nach Beute länger über den Wiesen kreiste und deren Gefieder schön in der Abendsonne leuchtete. Tim Herfurth erläuterte die unterschiedliche Bewirtschaftung der Wiesenflächen. Bodenbrüter hätten keine Chance auf den Flächen, die bis zu dreimal im Jahr abgemäht werden, um Silage als Viehfutter zu gewinnen. Ein spätes Mähen der Wiesen fördere die Pflanzenvielfalt und im hohen Wiesengras oder auf den Viehweiden fänden Vögel Futter und Brutplätze, auch wenn manche Nester durch Viehtritt zerstört würden. 

Wie zum Beweis für seine Aussagen hörten wir im hohen Wiesengras den Schlag der Wachteln. Einige hörten zum ersten Mal das leise pick-werwick der Hühnervögel, die in unserer ausgeräumten Landschaft selten geworden sind.

Am Ende seiner interessanten Führung lobte Tim Herfurth die Gruppe: Im entscheidenden Moment seien alle sehr still gewesen. So standen fast 50 Leute mucksmäuschenstill an einem Graben, um dem vielfältigen Gesang des Sumpfrohrsängers zu lauschen, der sich etwas einem Meter entfernt im Schilf versteckt hatte. Er imitiert die Rufe anderer Arten und ist deshalb von den einschlägigen Apps schwer zu bestimmen.

 

 

Die von uns Laien am nächsten Morgen angefertigte Liste ergab 29 Arten, unser Leiter hat sicher noch mehr gehört und gesehen. Die Teilnahme hat sich gelohnt: viel gelernt und viel gesehen und gehört! 

Der Wachtelkönig ließ sich allerdings weder blicken noch hören. Da muss man noch einmal am späten Abend auf die Pirsch gehen.

 

Text und Fotos: Sabine Jebens-Ibs